Die Bedeutung von
Liedern bei der Aufarbeitung einer
Geschichte von unten ist in der
Geschichtswissenschaft noch zu wenig
erkannt und wird in der Volkskunde noch
zu wenig genutzt. Diesem Problem will
Werner Hinzes mit seiner
Liederwerkstatt abhelfen. Die
Vorträge werden je nach Thema mit
Livemusik oder Musikbeispielen vom Band
zu Gehör gebracht.
Lieder
können nicht nur ein
Lebensgefühl ausdrücken,
sondern ebenso Modeerscheinung wie ein
Medium zur Darstellung von Geschichte
sein. Diese kann individuell wie
kollektiv ausgedrückt werden und
ein komplexes Geflecht von
Wechselwirkungen offenbaren. Lieder,
die von oben oder unten stammend
aufeinandertreffen, zeigen einerseits
die Beliebtheit von Melodien und geben
andererseits Auskunft über
unterschiedliche Interessen. Die
Biographien der beliebtesten Lieder
offenbaren ihre vielseitige Nutzung und
lassen uns Geschichte einmal anders
miterleben. Auch kulturelle
Wechselwirkungen sind in Liedern
enthalten und können somit
Auskunft über den jeweiligen
Zustand einer Gesellschaft oder auch
eines Stadtteils geben. Ein- und
Auswanderer nehmen mit ihrer Kultur vor
allen Dingen ihre Sprache und ihre
Lieder mit. Letztere können sich
teils isoliert über Jahrhunderte
erhalten und Sprache und Musik
konservieren, aber sie können sich
ebenso mit der neuen Kultur
verschmelzen und neue Ausdrucksformen
bilden.
Aufschlussreich
sind auch Informationen über
Texter und Komponisten, Sammler wie
Herausgeber von Liederbüchern oder
Tonträgern und deren jeweilige
Einbindung in einen historischen,
politischen und kulturellen
Zusammenhang.